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Kritik wächst

Zehntausende fordern in Den Haag härteren Israel-Kurs

18. Mai 2025 · Lesedauer 5 min

International wächst die Kritik am Vorgehen Israels im Gazastreifen. Zehntausende zumeist in Rot gekleidete Demonstranten haben in Den Haag von der niederländischen Regierung eine härtere Gangart gegenüber Israel gefordert.

Die Teilnehmer des Protestes gegen Israels Vorgehen im Gaza-Krieg reisten aus weiten Teilen der Niederlande an und zogen in einem langen Protestmarsch zum Friedenspalast und Sitz des Internationalen Gerichtshofs, der sich mit einer Völkermord-Klage gegen Israel beschäftigt.

Niederländische Medien berichteten von bis zu 70.000 Teilnehmern. Die Organisatoren sprachen von über 100.000 Demonstranten und damit der größten Kundgebung im Land seit 20 Jahren.

Niederlande machen Israel Vorwürfe

Vor knapp zwei Wochen hatten die Niederlande von der EU bereits eine schärfere Gangart gegen Israel gefordert. Israel verletze mit der Blockade von humanitärer Hilfe für die Menschen im Gazastreifen demokratische Prinzipien und Menschenrechte, sagte Außenminister Caspar Veldkamp in Den Haag.

Die Demonstration in Den Haag ist eine Initiative verschiedener Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen und propalästinensischer Gruppen, darunter Amnesty International und Ärzte ohne Grenzen. Die rot gekleideten Demonstranten wollten laut den Organisatoren eine symbolische rote Linie für die niederländische Regierung markieren. Diese müsse Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen mit konkreten Konsequenzen drohen, statt nur mit diplomatischen Verlautbarungen zu reagieren.

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Israel startete Bodenoffensive: Über 100 Tote

Unterdessen hat Israels Armee im Zuge ihrer neuen Offensive im Gazastreifen auch einen Großeinsatz von Bodentruppen gestartet. Sie seien seit Samstag im gesamten Norden und Süden des Küstengebiets gegen die islamistische Hamas im Einsatz, so das Militär am Sonntag.

Bei heftigen Angriffen Israels gegen die Hamas seien in der Nacht auf Sonntag mindestens 110 Menschen getötet worden, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen.

Demnach gab es auch viele Verletzte. Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA berichtete, die meisten Opfer seien Minderjährige und Frauen. Bei dem Angriff seien Zelte getroffen worden, in denen Vertriebene untergebracht gewesen seien.

Auch diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen. WAFA meldete mehrere tödliche Angriffe in verschiedenen Gebieten des Gazastreifen.

Israels Armee meldet Beschuss aus dem Gazastreifen

Die israelische Luftwaffe habe in der vergangenen Woche eine "erste Angriffswelle" ausgeführt, um die Bodeneinsätze zu unterstützen, teilte das israelische Militär mit. Ziel seien mehr als 670 Posten der Hamas gewesen, darunter Waffenlager, Raketenwerfer und Mitglieder der Terrororganisation. "Bisher haben die Truppen Dutzende Terroristen eliminiert", so Israels Armee.

Israelischen Armeeangaben zufolge feuerten Mitglieder von Terrororganisationen im Gazastreifen am Samstagnachmittag zwei Geschosse auf Israel ab. Eines sei von der Luftabwehr abgefangen worden, das andere auf offenem Gebiet niedergegangen. In einem israelischen Grenzort gab es Raketenalarm. Es gab zunächst keine Berichte über Opfer oder Schäden.

Täglich Todesmeldungen aus dem Küstengebiet

Aus dem Küstengebiet werden derzeit jeden Tag Dutzende Tote gemeldet. Vor wenigen Tagen erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu, mit der neuen Offensive den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen.

Die Armee soll im Zuge der großangelegte Offensive nach dem Willen der Regierung den Gazastreifen erobern und auf Dauer besetzt halten. Der Plan sieht nach Angaben aus Regierungskreisen auch vor, die palästinensische Bevölkerung vom Norden in den Süden zu bewegen.

Krankenhäuser außer Betrieb

Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mittlerweile alle Kliniken außer Betrieb. Schwerer Beschuss verhindere, dass Patienten, Personal und Güter ins Indonesische Krankenhaus in Beit Lahia kämen. Es handelt sich um das letzte öffentliche Krankenhaus im Norden, das noch arbeitsfähig war. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht dazu. Das israelische Militär wirft der Hamas immer wieder vor, sich in Kliniken zu verschanzen und Krankenhäuser für militärische Zwecke zu nutzen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dagegen in der Vergangenheit eine "systematische Zerlegung" des Gesundheitssystems im Gazastreifen durch die israelische Armee kritisiert. Israels Armee betont regelmäßig, im Einklang mit dem Völkerrecht zu handeln. Dieses verbietet Angriffe auf zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser in Kriegszeiten. Sie können ihren Schutzstatus jedoch unter bestimmten Umständen verlieren, etwa wenn sie für Verstecke für Kämpfer oder als Waffenlager benutzt werden.

Internationale Kritik wächst

Angesichts der wieder deutlich steigenden Opferzahlen und der ohnehin katastrophalen Versorgungslage stößt die Großoffensive international auf Kritik und ruft Besorgnis hervor.

Zusammenfassung
  • Zehntausende zumeist in Rot gekleidete Demonstranten haben in Den Haag von der niederländischen Regierung eine härtere Gangart gegenüber Israel gefordert.
  • Unterdessen hat Israels Armee im Zuge ihrer neuen Offensive im Gazastreifen auch einen Großeinsatz von Bodentruppen gestartet.
  • Bei heftigen Angriffen Israels gegen die Hamas seien in der Nacht auf Sonntag mindestens 110 Menschen getötet worden, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen.
  • Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mittlerweile alle Kliniken außer Betrieb.
  • Angesichts der wieder deutlich steigenden Opferzahlen und der ohnehin katastrophalen Versorgungslage stößt die Großoffensive international auf Kritik und ruft Besorgnis hervor.